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P R - B e r i c h t e

06.02.1989

Neue Presse

Faschingsnarren starteten zum Marathon der guten Laune

07.12.1995

Fränkischer Tag

Mundart als ein wesentliches Kennzeichen der Heimatpflege

19.03.1997

Wochenblatt

Gedichtla und Gschichtla

02.12.1997

Fränkischer Tag

Ein kleines Jubiläum gefeiert

15.12.1997

Fränkischer Tag

Weihnachten muß man spüren

08.06.1998

Fränkischer Tag

Mundart in der Frankenwaldklinik

12.12.1998

Fränkischer Tag

Den Leuten immer aufs Maul geschaut

02.12.1997

Fränkischer Tag

Ein kleines Jubiläum gefeiert

Vortragsrunde des Volkstrachenvereins Oberer Frankenwald

ROTHENKIRCHEN. Ein kleines Jubiläum beging der Heimat- und Volkstrachtenverein Oberer Frankenwald mit seinen vorweihnachtlichen “G´schichtla und Gedichtla”. Am vergangenen Wochenende fanden diese zum 15. Mal statt. In der “Altfränkischen Stube” des Hotels Hans Veit war in diesem Jahr Johanna Wilde aus Wallenfels die Vortragende.

Ehrenvorsitzender Kurt Braun begrüßte neben einer Reihe von interessierten Gästen auch Bürgermeister Georg Konrad. Erfreut zeigte sich Braun über den schon zur Tradition gewordenen Mundartnachmittag, den viele Anhänger jährlich gerne besuchen. Auch in diesem Jahr wurde man auf die Zeit der Stille und der Besinnung eingestimmt. Vielen der Besucher war die Mundartdichterin mit ihren Gedichten aus der Tageszeitung bestimmt keine Unbekannte.

Zum 1. Adventsnachmittag brachte sie aus eigener Feder eine ergreifende Krippengeschichte sowie wahre Begebenheiten aus der Kinderzeit ihrer eigenen Kinder. An diesem Nachmittag auch wieder dabei die Stubenmusik des Vereins, die es sich trotz vieler Auftritte, gerade in der vorweihnachtlichen Zeit, nicht nehmen ließ mit einfühlsamer Musik zum Gelingen des Nachmittags beizutragen.

Erfreut zeigten sich auch die Besucher über die Liedvorträge von Valeria Hilbert. Abschließend bedankte sich Kurt Braun bei allen, die diesen Nachmittag gestaltet haben, ebenso bei Rudi Kertsch für die Organisation. Er wies auch auf Samstag, 6. Dezember, auf den Weihnachtsmarkt in Rothenkirchen hin, bei dem ebenfalls die Erwachsenen und die Kinder des Trachtenvereins um 15 Uhr zusammen mit Valeria Hilbert ihren Auftritt hatten.

(Zum Bild: Umrahmten die Veranstaltung des Volkstrachtenvereins Oberer Frankenwald: Valeria Hilbert, daneben Mundartdichterin Johanna Wilde und Kurt Braun. Im Hintergrund die Stubenmusik.)

07.12.1995

Fränkischer Tag

Mundart als ein wesentliches Kennzeichen der Heimatpflege

WALLENFELS.  Der Katholische Frauenbund Wallenfels lud am vergangengen Freitag zu seinem schon längst zur Tradition gewordenen Faschingsabend (Weiberfasching) ins Pfarrheim ein. Die Musikkapelle “Sunshine” sorgte für die nötige Stimmung im bis auf den allerletzten Platz gefüllten Saal. Eine Attraktion folgte der anderen im Verlauf des Abends. Riesigen Applaus ernteten die Mitglieder des katholischen Frauenbundes bei ihren Sketchen: “Die vier Pfarrhaushälterinnen”, “Die Heilung des verkalkten Opas” und “Die Wallenfelser Kirchenmaus”.  Auch Professor Brinkmann und sein Team aus der Schwarzwaldklinik gaben sich an diesem Abend die Ehre. Da es dem beliebten Showmaster Rudi Carell inWallenfels bei seinen letztjährigen besuch so gut gefiel, moderierte er spontan seine beliebte Sendung “Herzblatt” an diesem Abend im Rahmen des Faschingstreibens inPfarrheim. Lehrer Peter Düthorn und seine Frauengymnastikgruppe zeigten ihre eigens hierfür einstudierten “Heißen Tänze”.

Den Abschluß der Aufführungen bildeten die Darbietungen einer Turnerriege der älteren Generation. Erwähnenswert sind noch die Vielzahl der Masken. In mühevoller Arbeit und mit sehr viel Liebe maskierten sich die Bürger teilweise bis zur Unkenntlichkeit. Mit viel Humor und guter Laune vergingen die närrischen Stunden leider viel zu schnell. Abschließend dankte die Vorsitzende Johanna Wilde, die diesen Abend mit ihren Helferinnen hervorragend vorbereitet hatte, allen Beteiligten. Große Anerkennung gebührte dem Katholischen Frauenbund Wallenfels, der innerhalb einer Woche zwei Superveranstaltungen auf die Beine stellte. Dieser Faschingsabend war “Spitze”.

06.02.1989

Neue Presse

Faschingsnarren starteten zum Marathon des guten Laune

Unterschiedliche Dialekte des Landkreises bei Veransteltung in Gehülz vorgetragen - Musikalische Zwischenspiele orientierten sich an Heimatmelodien.

GEHÜLZ.  Die Veranstaltung “Mundart-Advent an der Heimatkrippe mit Wort, Musik und Tracht” brachte es erstmals deutlich an den Tag: Fast so vielfältig wie die Sprachen in aller Welt sind die Mundarten einer Region. Selbst im Landkreis Kronach gibt es eine ganze Reihe von Dialekten mit mehr oder weniger deutlichen Unterschieden. Je größer die Entfernung desto unterschiedlicher die Mundart. Mundartkenner aus allen Teilen des Landkreises Kronach gaben zu Beginn dieser Woche in der St.-Michaels-Kirche in Gehülz Gedichte, Erzählungen, Biebel- und Meditationstexte sowie Lieder zum besten. Auch die musikalischen Zwischenspiele orientierten sich an Melodien der Heimat. Die Krippe in Form der nachempfundenen Heinischenburg in der Kirche rundete die Veranstaltung auch bildlich an der Heimat orientiert ab.

GESAMT VIELFALT PRÄSENTIERT. Die Veranstaltung erhob und erfüllte erstmals in dieser Form den Anspruch, die Mundart im Landkreis Kronach in ihrer gesamten Vielfalt zu präsentieren. Die Mundart als ein wesentliches Kennzeichen der Heimat stellte Kreisheimatpfleger Roland Graf vor, der die Veranstaltung zusammen mit Bernd Graf vom Verein für Heimatpflege Gehülz organisiert hatte. “Die Hamet hot vill Gsechte, ans dävo is die Sprouch. Su homm dä Bernd Graf und ich versucht, schäpunktmejsich die Dialekte im Landkreis Kronich auszewähln, die die Sprachnvielfalt mit zen Teil grawierenda Unterschiede zen Ausdruck brenga”.

Sehr viel Wert gelegt hatten Bernd und Roland Graf neben der Berücksichtigung aller Mundartschwerpunkte auch auf eine chronologische Abfolge. Inhaltlich führte das Programm die Zuhörer von der Erwartungsstimmung im Advent zur weihnachtlichen Erfüllung in Form der Geburt Christi am Heiligen Abend. Die Vorträge deckten von der “Weihnachtsvorfreide” über den “Niggelaus”, “Ox und “Ijesl” bis hin zur “Krippngschicht” alles ab. Nicht ihre Wirkung verfehlten abschnittsweise die Liedvorträge und Musikstücke, dargeboten von den “Kroaniche Maala des Brauchtumsvereins “Alt-Kronach”: Sie boten Gelegenheit zur Besinnung und zum Nachdenken. Monika Tschernitschek leitete sowohl die Gesangs- als auch die Musikgruppe, die mit Akkordeon, Hackbrett und Gitarre eine wohlklingende Stimmung erzeugte. “Es hot a weng gschneit”, erahnten die Mundartsängerinnen bereits das, was die Besucher nach der Veranstaltung erwartete,

DAS FEST DES FRIEDEND. “Ven Novembe zen Advent” geleitete Rosa Sachs die Zuhörer in der Kirche. Die Schwärzdorferin beklagte, daß Haß und Streit das Fest des Friedens begleiten und dasß “dä Hang nouchn Geld” den Menschen den Verstand raube. An den Herrgott richtete sie die Bittem daß sich für den schwerkranken Andreas endlich ein Weg der Heilung finde: “Und zum Schluß, dou möcht ich ganz inniglich a Bitte ze unnen Herrgott noch gschick, däß me beim Andreas, däm schwerkrankn Kind, endlich an Wejg zur Heillung nochfindt, damit am Heiligomd a seina Leut sing könne: O du fröhliche, od du sehlige, o du gnadenbringende Weihnachtszeit.”

WEIHNACHTSVORFREUDE. Frieder Apel aus Ludwigsstadt vermittelte “Weihnachtsvurfreide”, erinnerte an den 3, Advent 1935 und untersuchte die Rolle von Josef, den “Zimmämoan”, im Weihnachtsevangelium. Wie “dä alläöscht Christbaam” entstand, erzählte Stephan Neubauer in Teuschnitzer Mundart. “Es Christkindla hot zum Nikolaus gesocht, daße es Baamla ousäich schöll. Des hote gemocht und dann senn sa alla zwa mit de buntn Baamla en Berg nunter.” Da Christboam is da schänsta Boam” stelle Jutta Laczo in Versform fest. Die Kleintettauering verlas in ihrer markanten Mundart auch den Lobgesang der Maria nach Lukas sowie ein Weihnachtsgedicht von 1937. Johanna Wilde, Wallenfels, erinnerte sich an einen Nikolausbesuch bei ihren Kindern und erzählte, wie “dä Hansl sei Bettla en Christkindla” in die Kirchenkrippe brachte. “Su a Lieb müßd me hald alla im Häzn din hou”, bemerkte die Vortragendem “no könnt me ehli souch: fröhliche Feietouch!”

Bernd Graf, Gehülz, ging auf das Brauchtum des “Barbaratouchs” ein. In einem weiteren Gedicht brachte er biblische Aussagen über die Vorbildfunktion vonOchse und Esel auf den Punkt; Wer im Krippenkind seinen Herrn erkenne, “dä hod velleichd a bissela ven Ijesl und ven Ox geläänd”. Die winterlich-adventliche Stille und der “Schtään” von Bethlehem waren die Themen des Gedichtvorträge von Roland Graf, Dörfles. Für die “Aktion Andreas” spendeten die Besucher 330 Mark, die der Verein für Heimatpflege auf 500 Mark aufrundete.

(Zum Bild: Die Vielfalt unserer heimischen Mundart stellen Mundartkenner aus dem gesamten Landkreis Kronach zu Wochenbeginn bei der Veranstaltung “Mundartadvent an der Heimatkrippe” ertmals in dieser Form in der St.-Michaelis-Kirche in Gehülz vor (von links sitzend): Roland Graf (Dörfles), Bernd Graf (Gehülz), Rosa Sachs (Mitwitz-Schwärzdorf), Stephan Neubauer (Teuschnitz), Johanna Wilde (Wallenfels) und Jutta Laczo (Tettau). Stehend am Rednerpult: Frieder Apel (Ludwigsstadt). - Musik und Lieder - ebenfalls in heimischen Mundarten und Melodien - steuerten die “Kroaniche Maala” des Brauchtumsvereins “Alt-Kronach” unter Leitung von MonikaTschernitschek zu der Veranstaltung bei.)

15.12.1997

Fränkischer Tag

Weihnachten muß man spüren

Feier der Bezirksgruppe des Blindenbundes in Neukenroth

NEUKENROTH.  Ein abwechslungsreiches vorweihnachtliches Programm bot die Bezirksgruppe des Blindenbundes ihren Mitgliedern zum dritten Advent in der Gastwirtschaft “Resi”. “Weihnachten kann man nicht erleben, Weihnachten muß man spüren”, sagte eingangs Vorstandsmitglied Werner Neubauer, der durch das Programm führte.

Die Monate November und Dezember seien eine besonders düstere Zeit für Blinde, gestand Neubauer. Gar mancher wünsche sich sehnlich, einmal wieder ein Fußballspiel mitverfolgen oder Frau bzw. den Ehemann einmal wiedersehen zu können. Das Leben in Dunkelheit ist nicht einfach”, so Neubauer, “ aber es gibt Schlimmeres, und es tut gut, wie an so einem Nachmittag in Gemeinschaft zu sein. Das bekannte Kirchenlied “Es ist ein Ros entsprungen” nahm sich Pfarrer Manfred Kohlberg zur Grundlage seiner kurzen Andacht. Wie in der Geschichte Israels gebe es auch in jedem Leben nach Glanzzeiten solche der Resignation, der Hoffnungslosigkeit, der Schuld und der tiefen Enttäuschung sowie der Mißerfolge. Wer aber Gott in sein Leben lasse, dem könne es gehen wie einem nahezu abgestorbenen Stück Wurzel, aus dem neues Leben sprieße.

GUTE ZUSAMMENARBEIT. Namens des Sozialamtes bedankte sich Stefan Löffler nicht nur für die gelungene Weihnachtsfeier, sondern auch für die gute Zusammenarbeit mit dem Blindenbund während des abgelaufenen Jahres. Besonders stellte er dabei Kreisbeauftragten Edi Peter heraus, der nicht nur unermüdlich in seinem Verband, sondern für ihn auch in der Kreisarbeitsgemeinschaft für öffentliche und private Fürsorge tätig sei und am Kreisbehindertenplan mitarbeite. Gleichzeitig sicherte Löffler die Unterstützung des Sozialamtes auch für das kommende Jahr zu.

VIELE AKTIVITÄTEN. Namens des Landkreises übermittelte Landratsstellvertreter Willi Rentsch die besten Grüße zum Weihnachtsfest. Stellvertretender Bezirksgruppenleiter Herbert Heiken rief die Aktivitäten des Jahres wie die Stammtische, Feiern, Tages- und Mehrtagesfahrten in Erinnerung. In einem Brief betonte kommisarischer Bezirksgruppenleiter Richard Rahmer, wie wichtig in Zeiten ständiger Kürzungen von Finanzmitteln der Zusammenhalt unter den Blinden sei. Kreisbeauftragter Edi Peter schließlich war überzeugt, daß es oft die kleinen Aufmerksamkeiten seien, die jemanden erfreuen könnten. Das weihnachtliche Programm wurde vor allem getragen von der Chorgemeinschaft Haßlach/T.Lauenhain, die dirigiert wurde von Maria Lindenberger. Edgar Karl begleitete sie am Keyboard, wenn die Anwesenden bei den bekannten Weihnachtsliedern aufgefordert waren, mitzusingen.

Begleitet von Maria Lindenberger und Anne Scherbel auf der Gitarre, trug Werner Neubauer weihnachtliche Gedichte vor. Elke Trebes und Michael Seifert lasen die Weihnachtsgeschichte “Der Spielmann und das Jesuskind” von einer Brailleschriftvorlage ab und erhielten dafür besonderen Beifall. Ein weiterer Höhepunkt was schließlich die mundartliche Interpretation des Weihnachtsgeschehens in Bethlehem von der Wallenfelser Autorin Johanna Wilde.

(Zum Bild: Die Chorgemeinschaft Haßlach/T.-Lauenhain mit Dirigentin Maria Lindenberger gestaltete die Weihnachtsfeier des Blindenbundes (oberes Bild). Zur Gitarrenbegleidung von Anne Scherbel (unteres Bild) und Maria Lindenberger (rechts) trug Vorstandsmitglied Werner Neubauer Weihnachtsgedichte vor.)

19.03.1997

Wochenblatt

Gedichtla und Gschichtla

”Schreiben zu können ist eine Gabe Gottes.” Die das sagt ist Johanna “Änni” Wilde aus Wallenfels. Und mit den zwei Worten “Gott” und “Schreiben” sind die beiden wichtigsten Inhalte ihres Lebens genannt - außer der Familie natürlich.

Änni ist nämlich Mutter von vier Mädchen und vier Buben und Patronin eines Familienklans, der mit 13 Enkeln und zwei Urenkeln, all den Schwiegertöchtern und Schwiegersöhnen, über den gesamten Landkreis verteilt ist. Änni liebt ihre große Familie. Für viele oft ein Graus, hat sie schon in der Schulzeit am liebsten Aufsätze geschrieben - und “Gedichtla und Gschichtla, am liebsten im Dialekt” füllen seither berge von Papier. “Wenn ich ein Thema weiß, dann fliegt´s mir zu.” Alles, was sich irgendwie beschreiben läßt, von der Rückseite eines Kalenderblattes bis hin zum Verpackungskarton für Strumpfhosen, schreibt Änni voll mit ihren Ideen - und die füllen mittlerweile ihr ganzes “Büro.” Das sind die Truhen der Eckbank in Ihrer Küche.

Änni stammt aus einer alten Flößerfamilie. Sie erinnert sich noch deutlich an die Wiedersehensfreude und die Feste, die gefeiert wurden, wenn der Vater, der Großvater zurückkamen von ihren Floßfahrten, die sie bis nach Holland führten. Mit 18 hat sie dann geheiratet und alle zwei Jahre ein Kind geboren. Bis es endlich die Pille gab. Kindererziehen ist nicht viel wert in unserer Gesellschaft, und so ist Änni froh, wenn sie mal ein paar Mark Honorar für ihre Gedichte bekommt. “Aber Schreiben ist eine brotlose Kunst”, hat sie erfahren und wünscht sich dennoch sehnlichst ein Bändchen ihrer Gedichtla und Gschichtla zu veröffentlichen. Die schreibt sie längst nach Auftrag, etwas zu Geburtstagen, Hochzeitsjubiläen oder anderen denkwürdigen Anlässen. Oft sind ihr der Jareskreislauf, die Natur, Anlaß zum Dichten und dann natürlich ihre Heimatstadt Wallenfels. Als Vorsitzende des katholischen Frauenbundes Ihres “Städtlas” - dieses Amt hatte Änni elf Jahre inne und mit Elan ausgefüllt - engagierte sie sich auch politisch. Änni Wilde hat in Wallenfels Aktionen gegen Gewalt im Fernsehen initiiert, Spendenaktionen für hungernde Kinder in der Dritten Welt und sich vor allem für eine Umgehungsstraße für das lärm- und abgasgeplagte Flößerstädtchen eingesetzt. Dafür hat sie sich sogar im Bett auf die Straße schieben lassen. Motto: “Weil ich vor Lärm nicht schlafen kann, drum halt ich hier die Autos an”.

“Der Frauenbund war mein Leben”, erzählt Änni mit einem Anflug von Wehmut. Es waren vor allem gesundheitliche Probleme, weshalb sie ihr Amt niederlegen mußte. Doch zu gern erinnert sie sich wie sehr ihr Leben dadurch bereichert wurde, nicht zu letzt weil sie immer wieder neue Ideen hatte. In Wallenfels war es beispielsweise Brauch, an Maria Lichtmeß, am 2. Februar, “Semmela” zu weihen. Das brachte sie auf die Idee “Sträubla” zu backen, sie weihen zu lassen und dann zu verkaufen und das Geld der Kirche für einen guten Zweck zu stiften. Johanna “Änni” Wilde hat das Herz auf dem rechten Fleck. Ihre Freunde sind die Behinderten im Landkreis. Ihr ist es zu verdanken, daß diese Menschen einmal im Jahr zu einem vergnüglichen Nachmittag nach Wallenfels eingeladen werden. Über zehn Jahre hinweg hat Änni außerdem die Stellvertreter des Pfarrers aus Afrika und Indien für jeweils zwei Monate im Jahr in ihrem Haus untergebracht und verköstigt. Einem Kenianer hat sie zum Anschied - sie hatte nicht viel Geld, er konnte kein großes Gepäck mitschleppen - etliche Samentüten mit auf die Heimreise gegeben. Das Dankeschön: Das Foto eines Kohlrabis, gewachsen auf afrikanischer Erde.

Es sind meistens die kleinen Dinge, die die nicht viel oder gar nichts kosten, so wie ein Samentütchen oder ein freundliches Wort und ein Lächeln, das hat Johanna Wilder erfahren, mit denen Menschen glücklich werden. Und sie strahlt dabei mit ihren fröhlichen Lächeln, ganz nach ihrem Motto: “Gott will fröhliche Christen, keine Trauerweiden”.

(Zum Bild: (oberes Bild): Änni demonstriert in einem Bett auf der Wallenfelser Hauptstraße für eine Umgehungsstraße. (mittleres Bild): Johanna Wilde, Mutter von vier Mädchen und vier Buben, ist Patronin eines weitverzweigten Familienklans. (unteres Bild): 40 Pfund Mehl wurden in geweihte Sträubela verwandelt.)

Sonja Keil und Johanna Wilde trugen eigene Gedichte vor - “Mit Literatur über den Berg”

KRONACH. Diesmal waren es Sonja Keil aus Wüstenselbitz und Johanna Wilde aus Wallenfels, die ihre Mundartgedichte in der Kapelle der Frankenwaldklinik vortrugen. “Mit Literatur über den Berg” heiß die Lesereihe, die dort der Arbeitskreis Kunst “KIK” zusammem mit dem Kronacher Literaten Ingo Cesaro im Rahmen des Projects Literaturlandschaften Franken “Raus mit der Sprache” veranstaltet.

Anja Sternsdorff begrüßte alle Patienten der Frankenwaldklinik, die entweder in der Kapelle der Kronacher Klinik anwesend waren oder sich aus ihren Krankenzimmern zugeschaltet hatten. Die Literaturreihe wolle dazu beitragen, die Patienten aus ihrem Alltag herauszuholen und ein wenig zu ihrer Genesung beitragen.

REGIONALER EINFLUSS. Der Kronacher Künstler info Cesaro wies darauf hin, daß das frankenweite Literaturprojekt vor allem denjenigen Literaten gelte, die heute in der Region lebten und arbeiteten. Sonja Keil und Johanna Wilde seien zwei von ihnen, die zwar beide hauptsächlich in ihrem Heimatdialekt schrieben, inhaltlich aber zwei völlig verschiedene Richtungen vertreten würden. Sonja Keil, manche durch ihre im Bayrischen Rundfunk gesendeten Kindergeschichten und Gedichten her bekannt, ist eine gebürtige Augsburgerin, aber ihre zweite Muttersprache ist der Helmbrechtser Dialekt geworden. in ihm hat sie ihre kurzen Gedichte verfaßt, die ohne Umschweife lakonisch, aber stets mit Humor und Ironie auf den Punkt bringen, was so die alltäglichen Konsequenzen modernen Lebens sind, selbst wenn es sich dabei um Landleben handelt. So beschreibt sie in mehreren Gedichten die Freuden des Gartlers: Wenn die Erdbeeren im eigenen Garten endlichzarte Röte zeigen, hat sich die Gartenfreundin schon längst mit Beeren aus dem Supermarkt übergessen, “o die kaaftn fullgfressn”, und wenn die Rosen endlich zu blühen beginnen im bayrischen Nordosten, dann fährt die Familie leider gerade in Urlaub.

Sonja Keil befaßte sich mit trockenem Witz an diesem Abend mit gespritzten Obst und Gemüse, mit Obstbäumen und Kräutertees und mit den trendsicheren alternativen Heilweisen: Bei der Anwendung der Farbtherapie ist sie aus dem Umziehen nicht mehr herausgekommen. Ganz anders dagegen Johanna Wilde, die sich ehrlichen Herzens als “ein Kind des Frankenwaldes” bezeichnet. “Jedes ihrer Gedichte strotzt vor Liebe zu ihrer Heimat, zu ihren Frankenwald”, stellte Cesaro die 1930 geborene Dichterin vor, deren Clan ihrer acht Kinder die Klinikkapelle nahezu füllen könne. Aus dem Buch einer Mutter heraus, die tief verwurzelt ist in ihrer Frankenwaldheimat, schreibt Johanna Wilde ihre Gedichte. Sie schildert darin die Erinnerungen an die Zeit der letzten Flößer, zu denen ihr Vater gehörte, erzählt als gläubige Katholikin von den Festen des Kirchenjahres mit seinen Bräuchen wie etwas das bevorstehende Fronleichnamsfest mit seiner Prozession. Und immer wieder bezieht die Autorin die Natur in ihre Gedanken und Gefühle mit ein. “Verlibbt inmein Baam” hieß eines davon. Immer wieder sind es vor allem die Menschen ihrer Lebensumwelt, aus deren Alltag sie liebevoll kleine Begebenheiten schildert, stets mit viel Sentiment, ohne aber sentimental zu werden.

(zum Bild: Sonja Keil aus Wüstenselbitz (links) und Johanna Wilde aus Wallenfels lasen in der Reihe “Mit Literatur über den Berg” Mundart-Gedichte in der Frankenwaldklinik.)

08.06.1998

Fränkischer Tag

Mundart in der Frankenwaldklinik

12.12.1998

Fränkischer Tag

Den Leuten immer aufs Maul geschaut

Buch der Wallenfelser Heimatdichterin Johanna “Änni” Wilde am Freitag abend vorgestellt.

WALLENFELS.  “Gedichtla und Geschichtn aus dem Frankenwald” heißt das erste Buch der Wallenfelser Heimatdichterin Johanna “Änni” Wilde. Bei einem kleinen Empfang wurde der Band gesterm im Wallenfelser Rathaus vorgestellt. Eingeladen hatte amtierender Landrat Raimund Schramm, ein geborener Wallenfelser und Schulfreund der Dichterin..

Als einen würdigen Anlaß, um das renovierte Rathaus einzuweihen, bezeichnete Bürgermeister Peter Hänel die Buchvorstellung. Wie groß das Werk der Heimatdichterin ist, habe er erst in diesem Jahr festgestellt, als er zusammen mit Änni Wilde einen Fernsehauftritt vorbereitet habe. Amtierender Landrat Raimund Schramm freute sich besonders darüber, daß Änni Wilde die Gedichte und Geschichten ihrer Heimatstadt Wallenfels aus Anlaß des 750. Jubiläums der ersten urkundlichen Erwähnung gewidmet hat. Der Landkreis, so Schramm, fördere solche Publikationen gerne. Deshalb sei der Band auch als heimatkundliche Sonderveröffentlichung des Landkreises erschienen. In der Würdigung des Buches kritisierte Raimund Schramm den Umgang der Franken mit ihrem Dialekt. Sie seien zu wenig selbstbewußt. Vielfach werde der Dialekt nur zur Belustigung eingesetzt. Das sei bei Anni Wilde anders. “Wenn sie etwas auf dem Herzen hat, dann schreibt sie es nieder”, so Raimund Schramm. Schreiben sei für die Heimatdichterin eine Gottesgabe. “Änni “ilde hat den Leuten schon immer aufs Maul geschaut”, sagte der amtierende Landrat. Sie zeichneten eine vorbehaltlose Mitmenschlichkeit, tiefes Gottvertrauen und urgesunder Humor aus. Auch Peter Hänel dankte Änni Wilde für ihre Verbundenheit zur Flößerstadt. Als äußeres Zeichen überreichte er ihr das Wappen der Stadt.

Mit zwei Gedichten meldete sich die Autorin selbst zu Wort. Eine Liebeserklärung an ihre Heimat ist “Mein Frankenland”. Wallenfels ist Änni Wildes reichste Quelle für ihre Gedichte, “blues wenn ich o mei Hamet denk, no gjets mi aus´m Handgelenk”. Auf Wunsch von Raimund Schramm trug sie die Gedichte “Dä Gaasbueck” vor, die garantiert “werkliwoh” ist.  Die Dichterin bedankte sich bei allen Helfern, die die Herausgabe des Buches ermöglichten. Den Text erfaßte Else Ring und Uwe Brückner. Horst Götz gestaltete den Einband. Die Auswahl der Texte besorgte Werner Schramm. Änni Wildes Dank ging auch an den Kreisheimatpfleger Bernd Graf, der die Herausgabe des Buches betreute. Für weitere Gedichtbände hat sie noch genügend Stoff. Nach ihren eigenen Worten liegen noch 150 Gedichte in ihrer Schublade.

Umrahmt wurde die Vorstellung des Buches durch den “Kleinen Chor” unter Leitung von Gunda Vogel. Passend zu Änni Wildes Gedichtband bedangen sie ihre Heimat mit dem Oberfrankenlied und dem Lied “Mein Wallenfels”.  Eine Überraschung hatte zum Abschluß der Buchvorstellung amtierender Landrat Raimund Schramm im Gebäck. Mitgebracht hatte er ein Geschenk für die Stadt Wallenfels, bei der er seine Verwaltungsausbildung absolvierte. Im Rathaus wird zukünftig sein künstlerisches Erstlingswerk hängen, ein Bild der Wallenfelser Schloßbergkapelle, das Schramm im Jahr 1949 gemalt hat. jk

(zum Bild: Bei der Vorstellung des Buches “Gedichtla und Gschichtn aus dem Frankenwald” waren zahlreiche Freunde und Helfer der Heimatdichterin Änni Wilde (5. von links) sowie Vertreter des öffentlichen lebens anwesend. Unser Bild zeigt (von links): Horst Götz, Else Ring, den zweiten Bürgermeister der Patenstadt Kronach, Joachim Doppel, Amtierenden Landrat Raimund Schramm, Änni Wilde, Werder Schramm, Kreisheimatpfleger Bernd Graf, Zweiten Bürgermeister Hans Köstner, Dritte Bürgermeisterin Marga Müller, CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzenden Reinhard Müller-Gei und ersten Bürgermeister Peter Hänel.)